Bargeldknappheit

palette mit 100 euro banknotenbündel

Mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen in Österreich stiegen kurzfristig die Bargeld-Behebungen. Viele Menschen fragen sich: Wann ist der Geldbestand der Gesellschaft erschöpft? Sind die Tresore irgendwann leer? Wo liegt die Grenze des Geldes? Oder lässt sich Geld wirklich unbegrenzt nachdrucken?


Die Geldmenge hat keine starre Obergrenze. Geld wird nach Bedarf von der Zentralbank nach zwei Grundregeln produziert:

  • Regel Nummer eins: Banken können von der Zentralbank Guthaben oder neues Bargeld zum Nachfüllen der Bankomaten erhalten, solange sie Vermögenswerte (Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Kreditforderungen etc.) haben, die sie als Sicherheiten für Kredite bei der Zentralbank hinterlegen können. Solange es in der Wirtschaft Angebot und Nachfrage nach Kreditfinanzierung gibt, gibt es auch laufend Nachschub solcher Vermögenswerte. Die Bankkundschaft kann dann beim Bankomaten im Rahmen ihrer Guthaben je nach Bedarf Bargeld beheben.
  • Regel Nummer zwei: Die Zentralbank stellt jeweils nur so viel neues Geld bereit, wie mit der Bewahrung des Geldwerts vereinbar ist.

Welche Geldmenge mit der Bewahrung des Geldwerts jeweils vereinbar ist, kann sich im Zeitablauf ändern und hängt stark davon ab, was mit dem Geld im Zuge seines Umlaufs gemacht wird: Konsumieren, horten, investieren.

Wandert Geld schnell von Hand zu Hand und fließt vorwiegend in Konsumausgaben, kann das preistreibend wirken: Bei „Inflation“ steigen die Preise vieler wichtiger Güter über längere Zeit ungewöhnlich stark, wodurch die Kaufkraft des Geldes sinkt.

Wird mehr Geld gehortet und ungern ausgegeben oder zur schnelleren Rückzahlung von Bankkrediten genutzt, wie das in Zeiten einer Wirtschaftskrise aufgrund von Zukunftsängsten geschehen kann, droht das Gegenteil: Bei „Deflation“ sinken die Preise vieler wichtiger Güter über längere Zeit ungewöhnlich stark. Damit steigt zwar die Kaufkraft des Geldes, aber die Menschen haben dadurch wachsende Schwierigkeiten, überhaupt an Geld in Form neuer Einkommen zu kommen.

Wird neues Geld auch ausreichend dafür investiert, um neue Güter und Dienste zu produzieren, statt bloß bestehende Güter und Dienste zu konsumieren, kann neues Geld zur Wohlstandssteigerung und Wahrung der Kaufkraft des Geldes beitragen.

Die Geldpolitik des Eurosystems gestaltet den Zugang zu neuem Geld so (also passt Zinssatz, Laufzeiten und akzeptierte Sicherheiten für Kredite gegenüber Banken so an), dass die Geldversorgung unter Beibehaltung der Kaufkraft des Geldes gewahrt bleibt, also Inflation und Deflation vermieden werden.